Am Samstag meldeten mehrere Menschen der Polizei einen zutraulichen Fuchs auf der Binzer Strandpromenade (Rügen). Die eingesetzten Beamten „isolierten“ den Fuchs und zogen einen Jäger hinzu. Dieser „konnte dieses untypische Verhalten des Fuchses nicht erklären“ und tötete ihn kurzerhand. Der Fuchs wurde anschließend zur weiteren Untersuchung mitgenommen.

In manchen Berichten wird behauptet, der Fuchs hätte Menschen gebissen oder nach ihnen geschnappt. Dies wurde jedoch nicht bestätigt. Wie zahlreichen Kommentaren in den sozialen Medien zu entnehmen ist, war dieser Fuchs den Menschen dort vielmehr schon länger bekannt. Er wurde angeblich sogar von einigen Menschen gefüttert, was sein zutrauliches Verhalten erklärt und ihm nun zum Verhängnis wurde. Bilder des Geschehens zeigen, wie der Fuchs friedlich an den Menschen vorbei schlendert und wie er später völlig verängstigt von den Polizeibeamten auf der Brücke bedrängt und festgehalten wird.
Seit rund 80 Jahren zieht es Rotfüchse in Deutschland in den menschlichen Siedlungsraum. Inzwischen sind Füchse in allen Großstädten zu finden, sind dort zum Teil auch tagsüber unterwegs und zeigen sich Menschen gegenüber oft recht zutraulich. In Gegenden, wo Füchse von Menschen gefüttert werden (wie im vorliegenden Fall), sind sie besonders zutraulich. Wer sich in den letzten Jahrzehnten auch nur am Rande mit dem Thema Fuchs befasst hat, weiß also, dass dieses Verhalten nicht ungewöhnlich ist, kein Hinweis auf eine Krankheit sein muss und dass von Füchsen – auch von so zutraulichen – keine Gefahr ausgeht.
Jetzt im Herbst kommt hinzu, dass viele noch unerfahrene Jungfüchse unterwegs sind, die sich auf ihrer Suche nach einem eigenen Revier oder weil sie von den dominanten Füchsen in die Randgebiete ihres Heimatreviers gedrängt werden, eher in die Nähe von Menschen wagen. Diese Füchse sind oft gezwungen, auch tagsüber nach Nahrung zu suchen. Deshalb werden im Herbst besonders viele „zutrauliche“ Füchse in Menschennähe sowie tagsüber gesichtet. Auch das ist völlig normal.
Wie kann es sein, dass ein Jäger über dieses völlig typische Fuchsverhalten angeblich nicht Bescheid weiß? Wie kann es sein, dass ein derart unsachkundiger Mensch ein Tier kurzerhand töten darf, dessen Verhalten er schlicht und einfach nicht versteht? Warum wurde keine Wildtierhilfe hinzugezogen, um das Verhalten des Fuchses zu beurteilen und dem Fuchs nötigenfalls zu helfen? Das Vorgehen der Polizeibeamten und des Jägers, welches zum voreiligen und wahrscheinlich unnötigen Tot des Fuchses geführt hat, ist jedenfalls aufs Schärfste zu verurteilen!
Leider müssen wir immer wieder feststellen, dass Füchse, die von besorgten Anwohnern gemeldet wurden, im Rahmen von Polizeieinsätzen unnötigerweise getötet werden. Deshalb haben wir bereits vor rund drei Jahren einen Fuchs-Leitfaden für Polizeibeamte geschrieben, der dabei helfen soll, in solchen Situationen die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Alle Bürger bitten wir: Wenden Sie sich immer zuerst an eine Wildtierhilfe, wenn Sie einen vermeintlich verhaltensauffälligen oder kranken Fuchs sehen. Im Gegensatz zur Jägerschaft oder den Polizeibeamten befassen sich Wildtierhelfer ausgiebig mit dem Verhalten der Tiere und können aus ihrer praktischen Erfahrung heraus wesentlich kompetenter beurteilen, ob ein Tier sich untypisch verhält oder Hilfe benötigt, weil es krank oder verletzt ist.
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Quellen:
Nordkurier, „Jäger erlegt Fuchs auf Binzer Strandpromenade“
Ostsee-Zeitung: Video vom zutraulichen Fuchs
Ostsee-Zeitung: Video, wie die Polizisten den Fuchs bedrängen
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