Seit 2015 ist in Luxemburg die Jagd auf Füchse verboten. Der Jagdverband FSHCL läuft seitdem mit fadenscheinigen Argumenten, dafür aber umso massiverer Lobby- und Pressearbeit Sturm gegen die Schonung der nützlichen Beutegreifer. Da im Oktober Parlamentswahlen anstehen, hat das Aktionsbündnis Fuchs sich bei den luxemburgischen Parteien erkundigt, wie sie zum Fuchsjagdverbot stehen.
Mit dem 2015 unter Federführung des inzwischen verstorbenen Staatssekretärs Camille Gira eingeführten Fuchsjagdverbot setzte Luxemburg ein wichtiges Zeichen für den Natur- und Tierschutz: Wo es keinen vernünftigen Grund für die Bejagung einer Tierart gebe, müsse diese geschont werden, so die Argumentation des Ministeriums.
Luxemburg zeigt, dass es auch ohne Fuchsjagd geht. Bild: Thorsten Emberger
Keine Indizien für eine Zunahme der Fuchspopulation
Die Jägerschaft wettert seitdem vehement gegen das Jagdverbot, indem man medienwirksam Schreckensszenarien ausufernder Fuchsbestände, massenweise gerissener Kleintiere und um sich greifender Krankheiten an die Wand malt. Mit der Realität hat diese Panikmache jedoch wenig zu tun: Zum Leidwesen der Jägerschaft haben Natur- und Forstverwaltung keine Probleme durch das Fuchsjagdverbot festgestellt; es gibt keine Indizien für eine Zunahme der Fuchspopulation, und die Befallsrate der Füchse mit dem Fuchsbandwurm hat sich seit dem Jagdverbot eher verringert als erhöht. War sie erst im Jahr 2014 bei anhaltender Bejagung auf 39,7% gestiegen, so lag sie 2017 nur noch bei 24,6%. Kaum verwunderlich, dass die Luxemburger Jägerföderation FSHCL mit ihrem Ansinnen, das Jagdverbot gerichtlich zu kippen, scheiterte: Das Verwaltungsgericht schloss sich der Argumentation der Naturverwaltung an und bestätigte die Legitimität der Regelung.
Argumentativ haben die Jäger also ganz offenkundig nichts vorzubringen, was für ein Ende des Fuchsjagdverbots spräche. Natürlich hindert das die FSHCL nicht daran, weiterhin aggressiv Front gegen das Fuchsjagdverbot zu machen und politischen Druck auf die Parteien aufzubauen: Sie setzt vermutlich auf eine Ablösung der regierenden Koalition aus DP, LSAP und Grünen, die das Fuchsjagdverbot 2015 beschlossen hatte.
Aktionsbündnis Fuchs befragt luxemburgische Parteien zum Fuchsjagdverbot
Um die Auswirkungen eines Regierungswechsels auf den Bestand des Fuchsjagdverbots beurteilen zu können, hat das Aktionsbündnis Fuchs den derzeit im Parlament vertretenen Parteien die folgenden Fragen gestellt:
Wie beurteilen Sie das Fuchsjagdverbot bisher? Auf welcher Grundlage fußt dieses Urteil?
Werden Sie sich im Falle einer Regierungsbeteiligung für die Aufrechterhaltung des Fuchsjagdverbots einsetzen?
Die Grünen (Dei Greng) verweisen als Initiatoren des Fuchsjagdverbots darauf, dass die vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse sowie die bisherigen Erfahrungen in Luxemburg klar für die Beibehaltung des Fuchsjagdverbots sprächen. Man halte daher ohne Wenn und Aber daran fest.
Auch Die Linken (Dei Lenk) finden deutliche Worte: „Die Fuchsjagd ist ökologisch, ökonomisch und epidemiologisch sinnlos – ja sogar kontraproduktiv und soll daher weiterhin im Sinne von Mensch, Natur und Tierwelt sowie natürlich auch aus Sicht von Ethik, Moral und Tierschutz verboten bleiben (…). Füchse haben zu Unrecht einen schlechten Ruf, und so ist es wichtig, jede Gelegenheit zu nutzen, falsche Annahmen zu korrigieren.“
Die sozialdemokratische LSAP gibt an, dass man derzeit keinen Grund sehe, die Schonung des Fuchses aufzuheben, man sich einer „Diskussion über das Fuchsjagdverbot“ auf Basis „neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse“ jedoch nicht verschließe.
Ähnlich äußert sich die liberale DP, die als Regierungspartei „das einstweilige Fuchsjagdverbot mitgetragen“ hat. Sie spricht sich dafür aus, die aktuelle jährliche Bestandsaufnahme und Neubewertung beizubehalten, „um einer übermäßigen Zunahme der Bestände gegebenenfalls entgegensteuern zu können“.
CSV-Abgeordnete: Mit leeren Behauptungen gegen das Fuchsjagdverbot
Die konservative CSV antwortet nicht konkret auf unsere Fragen, sondern gibt lediglich zu Protokoll, ihr Ziel sei es, „Jagdverbote objektiver anzugehen und auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse die notwendigen Schlüsse zu ziehen“. Leider hat sich die CSV in der jüngsten Vergangenheit jedoch nicht durch eine besonders wissenschaftliche Herangehensweise hervorgetan: Eine parlamentarische Anfrage aus der CSV-Fraktion vom 18.5.2017 unterstellt etwa pauschal, Kleintierzüchter würden „verstärkt durch den Fuchs geschädigt“ – was die Regierung zurecht mit der Anmerkung kontert, das es überhaupt keine Zahlen gebe, die einen Schluss auf die Entwicklung derartiger Ereignisse zuließen. Eine zweite Anfrage von CSV-Parlamentariern aus dem August 2017 stellt die These auf, dass die Fuchspopulation in Städten zugenommen hätten. Auch dabei handelt es sich um eine unbelegte Behauptung. Dieses unsachliche parlamentarische Kreuzfeuer von CSV-Abgeordneten legt nahe, dass man sich keineswegs an wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern vielmehr an den Abschussinteressen der Jägerschaft orientiert.
Die nationalistische ADR schließlich fordert, dass „Raubtiere, die keine natürlichen Feinde haben, vom Jäger reguliert werden“ sollen“. Ein Jagdverbot auf Beutegreifer wie Fuchs oder Wolf müsse Jahr für Jahr neu überprüft und beschlossen werden.
Am 14. Oktober: Ihre Stimme zählt.
Wahlberechtigte in Luxemburg, die Wert auf Natur- und Tierschutz legen und sichergehen wollen, dass das richtungsweisende Fuchsjagdverbot nicht den Interessen der Jagdlobby geopfert wird, sollten diese Antworten der Parteien bei der Wahlentscheidung am 14. Oktober berücksichtigen.
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Das Aktionsbündnis Fuchs ist eine Initiative von mehr als 60 deutschen Tier- und Naturschutzverbänden mit dem Ziel einer ganzjährigen jagdlichen Schonung des Rotfuchses.
Eine ausführliche Darstellung des Themas sowie wissenschaftliche Nachweise finden Sie in unseren Erläuterungen und Quellenangaben.