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Wildpark Rheinböllen: kein Veto gegen Missbrauch der Füchse zur Hundeausbildung


Rund einen Monat ist es her, dass das Aktionsbündnis Fuchs den Skandal um die Verstrickung des Hochwildschutzparks mit der grausamen Jagdhundeausbildung an lebenden Füchsen durch den örtlichen Jagdterrier Club aufgedeckt hat. Wie vom zuständigen Veterinäramt und inzwischen auch von Seiten des Parks sowie in mehreren Presseberichten bestätigt wurde, gehören zwei der vier im Hochwildschutzpark untergebrachten Füchse nicht dem Park, sondern dem örtlichen Jagdterrier-Club und werden von letzterem jährlich für mehrere Wochen in einer Schliefanlage zur Abrichtung von Jagdhunden für die Baujagd eingesetzt. Das Aktionsbündnis Fuchs sieht die Jagdhundeausbildung an lebenden Füchsen - ebenso wie die Baujagd selbst - als tierschutzwidrige und tierquälerische Misshandlung der Füchse an und beruft sich dabei unter anderem auf folgende Gutachten/Analysen, welche diese Beurteilung stützen:

Ziel der Baujagd sind häufig Jungfüchse, die noch in Betreuung ihrer Fuchseltern sind. Bild: Eric Begin

Die Ziele unserer Öffentlichkeitsarbeit in diesem Fall waren,

  • die beiden betroffenen Füchse aus dem Park vor weiteren Einsätzen in der Schliefanlage zu bewahren,

  • die Schließung der Schliefanlage in Simmern und

  • allgemein Aufklärungsarbeit über die grausame Praxis der Jagdhundeausbildung an lebenden Füchsen.

Eigentlich richtet sich unsere Kritik in diesem Fall nicht primär gegen den Hochwildschutzpark, doch durch die aktuellen Entwicklungen und Aussagen der Parkleitung rückt sich der Park zunehmend selbst in den Fokus: Wie im in einem SWR1-Artikel vom 12.9.2018 online zu lesen ist, wird der Park weiterhin bewusst mit dem Jagdterrier Club zusammenarbeiten und die Füchse werden dann von letzterem offenbar auch weiterhin zur Jagdhundeausbildung genutzt. Doch besonders erschreckend ist, dass der stellvertretende Parkleiter und Tierpfleger Herr Michael Hoffmann die Jagdhundeausbildung an lebenden Füchsen nun auch noch verharmlost. Seine Erklärungen dazu wirken auf uns doch sehr konstruiert und enthalten einige Widersprüche, von denen wir hier nun die wesentlichsten aufzeigen wollen: 1) Im Artikel schildert Herr Hoffmann, er habe die Füchse vor vier Jahren in einem 30-Quadratmeter-Gehege bei einem „Jagdclub“ entdeckt. Doch in einem uns vorliegenden Schreiben vom zuständigen Veterinäramt teilte uns der Amtstierarzt Herr Theodor Schellen mit, dass ihm bis zu unserer Anfrage im August diesen Jahres nicht bekannt gewesen sei, dass in der Schliefanlage in Simmern Füchse gehalten werden sollen und es seien daher in den letzten Jahren dort auch keine Kontrollen durchgeführt worden. Die im Artikel erwähnte Kontrolle der Anlage in Simmern mag sich somit auf die Einrichtung der Schliefanlage als solche bezogen haben, aber wohl nicht auf die Haltung von Füchsen dort. Wurden die Füchse also vom „Jagdclub“ vor vier Jahren möglicherweise ohne das Wissen, die Kontrolle und eine Genehmigung des Veterinäramtes gehalten? 2) Das „Gutachten über Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren“ vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft schreibt für die Haltung von Rotfüchsen mindestens 40 Quadratmeter Gehegefläche pro Paar vor. Interessanterweise wurde das Gutachten im Jahre 2014, also ebenfalls vor vier Jahren veröffentlicht. Die Haltung der Füchse in der Schliefanlage in einem nur 30 Quadratmeter großen Gehege hätte somit gemäß Gutachten, also zu der Zeit, als die Füchse an den Park abgegeben wurden, nicht mehr den Vorgaben entsprochen. Wurden die Füchse möglicherweise im Hochwildschutzpark untergebracht, um Problemen mit dem Veterinäramt wegen der ggf. mangelhaften Haltungsbedingungen in der Schliefanlage aus dem Weg zu gehen? 3) Gemäß den Aussagen im verlinkten Artikel hätte es nun angeblich die Möglichkeit eines „Deals“ zwischen Hochwildschutzpark und „Jagdclub“ gegeben: Der Park hätte die Füchse vom „Jagdclub“ vollständig übernehmen dürfen, doch der „Jagdclub“ habe angekündigt, sich dann einfach zwei neue Füchse anzuschaffen. Deshalb habe der Park den Deal platzen lassen. Doch so einfach ist es nicht: Wenn die Angaben im Artikel stimmen, würde das Gehege in der Schliefanlage den aktuellen Anforderungen des Tierschutzes zur Haltung von Füchsen nicht entsprechen. Es ist daher höchst fraglich, ob der Betrieb der Schliefanlage ohne die Hilfe durch den Park – nämlich die Unterbringung und Pflege der Füchse – überhaupt möglich wäre, da der Jagdterrier-Club wahrscheinlich selbst gar keine Genehmigung zur Haltung von Füchsen in der Schliefanlage erhalten würde. Vor diesem Hintergrund erscheint die Entscheidung des Parks, den „Deal“ platzen zu lassen, mehr als fragwürdig. 4) Die Füchse werden nicht, wie im Artikel verharmlosend formuliert „einmal im Jahr“ für Jagdterrier-Prüfungen in der Schliefanlage ausgeliehen. Sie gehören dem Jagdterrier-Club und dieser verfügt über die Füchse. Laut Aussage des zuständigen Amtstierarztes Herrn Schellen werden sie für „ca. 4 Wochen im Jahr auf einer Anlage in Simmern gehalten“. Dass Herr Hoffmann angeblich vor vier Jahren nicht gewusst haben will, worum es sich bei den „Jagdterrier-Prüfungen in der Schliefanlage“ handelt, muss stark bezweifelt werden. Wie kam es überhaupt dazu, dass er die Füchse bei dem „Jagdclub“ entdecken konnte? Hat er die Schliefanlage etwa besucht? Wie stark ist seine Verbindung zum „Jagdclub“ tatsächlich? Fakt ist: Herr Hoffmann ist seit rund 50 Jahren Jäger und Falkner. Das Jagdhundewesen ist ein wesentlicher Bestandteil der Jägerprüfung, wobei auch die Jagdhundeausbildung sowie die diversen Prüfungen für „brauchbare Jagdhunde“ ausführlich thematisiert werden. Hierzu gehört auch die Bauhundeausbildung an lebenden Füchsen in Schliefanlagen. Spätestens mit seiner Schlussaussage im Artikel „man habe den Eindruck, dass die Füchse mit den Hunden spielen möchten“, widerspricht Herr Hoffmann seiner Behauptung, nicht zu wissen, was mit den Füchsen in einer Schliefanlage geschieht. Wie sonst könnte er von einem persönlichen „Eindruck“ reden? Unabhängig davon wäre es aber in jedem Fall seine Pflicht als Tierpfleger und stellvertretender Parkleiter gewesen, sich darüber zu informieren, was mit den Füchsen geschieht. Schließlich „liebt“ er doch „seine Schützlinge über alles“ und das Wohl der Tiere steht im Park an erster Stelle, oder etwa doch nicht? 5) Inzwischen kann Herr Hoffmann dank der Berichterstattung des Aktionsbündnisses Fuchs jedoch auf keinen Fall mehr leugnen zu wissen, dass es aus Sicht des Tierschutzes begründete Kritik an der Jagdhundeausbildung an lebenden Füchsen gibt (siehe oben verlinkte Gutachten). Dass Herr Hoffmann dennoch abschließend diese grausame Praxis derart verharmlost, zeugt aus unserer Sicht von großer Empathielosigkeit oder Unkenntnis über das Verhalten von Füchsen. Es sieht für uns so aus, als würde sich die Parkleitung nun mit fadenscheinigen Aussagen herausreden, um einfach weitermachen zu können, wie bisher. Jeder mag sich selbst sein Urteil bilden, aber man kann durchaus den Eindruck gewinnen, dass der Park sich mit seiner Entscheidung bewusst zum Erfüllungsgehilfen für den Jagdterrier-Club macht, indem er die Haltung der Füchse für die Schliefanlage übernimmt, welche in der Schliefanlage selbst möglicherweise gar nicht zulässig wäre. Auch vom Landrat des Rhein-Hunsrück-Kreises Herrn Dr. Marlon Bröhr liegt dem Aktionsbündnis Fuchs inzwischen eine Stellungnahme vor: Man sieht keine gesetzliche Grundlage, um einzuschreiten bzw. die Schliefanlage zu schließen, allerdings sei ein erneute Überprüfung der Anlage geplant.


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