Daniel Peller

29. Apr. 20213 Min.

Fuchs - ein Gedicht von Daniel Peller

Aktualisiert: 1. Mai 2021

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Ich lebe mein Leben
 
als Schatten der Nacht,
 
meist unscheinbar und sehr
 
auf Vorsicht bedacht.
 

 
Versteckt vor den Menschen,
 
tief in meinem Bau,
 
mit meiner Familie,
 
vier Kindern und Frau.
 

 
Kaum jemand versteht mich,
 
wie ich wirklich bin,
 
sorgt sich um mein Leben
 
oder dessen Sinn.
 

 
Verspielt und genügsam,
 
verletzlich, genial,
 
bequem und neugierig
 
und durchaus sozial.
 

 
Ein liebender Vater
 
und ein guter Mann,
 
spiel‘ gern mit den Welpen,
 
so oft ich nur kann.
 

 
Sie sind noch so winzig
 
und oft ungeschickt,
 
noch viel ist zu lernen,
 
ich hab‘ sie im Blick.
 

Welpen am Bau, Bild: FrecherFuchs.de

Bring‘ Nahrung und Spielzeug,
 
das ihnen gefällt,
 
lehr‘ sie auch das Jagen,
 
zeig‘ ihnen die Welt.
 

 
Bevorzuge Beute,
 
die sehr häufig ist,
 
bin – was Nahrung angeht –
 
ein Opportunist.
 

 
Es gibt reichlich Mäuse,
 
ich fange sie leicht,
 
denn als Mäusejäger
 
bin ich unerreicht.
 

 
Das Leben ist schwierig
 
bei all der Gefahr
 
durch Autos und Hunde
 
und Jäger, ganz klar.
 

 
Doch ein wildes Leben,
 
so schwer es auch ist,
 
wollt‘ ich niemals missen,
 
soviel ist gewiss.
 

 
So schütze ich Förster
 
– wer hätt‘ es gewusst? –
 
und außerdem Bauern
 
vor großem Verlust.
 

 
Rund viertausend Mäuse
 
erbeut‘ ich pro Jahr,
 
die Menschen sind leider
 
total undankbar.
 

 
Auch Obst ess‘ ich gerne,
 
verschmäh‘ nicht mal Aas,
 
unnötig zu töten macht
 
mir keinen Spaß.
 

 
Es gibt so viel Nahrung,
 
es ist mir genug.
 
Jagd auf selt‘ne Arten?
 
Das wäre nicht klug.
 

 
Ja, Kranke und Schwache,
 
die fange ich schon,
 
doch das ist natürlich,
 
dient der Selektion.
 

 
So schütze ich Tiere
 
vor unnöt’gem Leid
 
und vor der Ausbreitung
 
von schlimmer Krankheit.
 

 
Ich bin euch so nützlich,
 
doch seht ihr das nicht.
 
Stattdessen verunglimpft
 
und verfolgt ihr mich.
 

 
Auf Märchen und Sagen,
 
auf Jägerlatein,
 
basiert euer Bild von uns,
 
das darf nicht sein.
 

 
Wir werden erschossen,
 
verfolgt und erschlagen!
 
Warum uns nicht schützen,
 
die Jagd hinterfragen?
 

 
Doch wem sag‘ ich all das,
 
bin doch ganz allein.
 
Um mich ist es dunkel,
 
kann mich nicht befrei‘n.
 

 
Das Schicksal besiegelt,
 
ein Fehler reicht aus,
 
sitz‘ ich in der Falle,
 
kein Weg führt hinaus.
 

 
Der Köder: verlockend!
 
Ach ich war ein Narr.
 
Der Jäger wird kommen,
 
das war mir gleich klar.
 

 
Um meine Freiheit,
 
den Sinn meines Lebens,
 
kämpf‘ ich seit Stunden,
 
voll Panik – vergebens.
 

 
Was wird aus den Kindern?
 
Geht es ihnen schlecht?
 
Und wenn sie verhungern?
 
Dem Jäger wär’s recht.
 

 
Ich höre ein Auto,
 
bald ist es vorbei.
 
Ich will noch nicht sterben!
 
Ein Hund eilt herbei.
 

 
Gezüchtet zum Töten,
 
ein Werkzeug der Jagd.
 
Voll Hass ist sein Bellen
 
und was er mir sagt.
 

 
Er will mich zerfleischen,
 
dem Herrn zu gefallen.
 
Nur Recht wär’n ihm dabei,
 
die schrecklichsten Qualen.
 

 
Lasst mir doch mein Leben,
 
ich wär gerne frei!
 
Nun tritt hämisch grinsend
 
der Jäger herbei.
 

 
Wird er mich ertränken,
 
erschießen, erschlagen?
 
Kein Tod kann gerecht sein,
 
ist leicht zu ertragen.
 

 
Kein Wissen, kein Einseh‘n,
 
kein Mitleid, kein Grund
 
steht hinter der Fuchsjagd.
 
Ich bin kerngesund.
 

 
Bin nicht eure Kleidung
 
und keine Gefahr,
 
will einfach nur leben,
 
wie’s immer schon war.
 

 
Bin sogar sehr nützlich
 
fürs Ökosystem.
 
Die Fuchsjagd ist schädlich!
 
Wollt ihr nicht versteh’n?
 

 
Beweise gibt’s reichlich,
 
durch Studien geklärt.
 
Die Schonung von Füchsen
 
ist praktisch bewährt!
 

 
Ihr lügt dennoch weiter
 
und sprecht von Gefahr,
 
nehmt fünfhunderttausend
 
Fuchsleben pro Jahr.
 

 
Die Lust uns zu töten
 
ist einfach nur krank!
 
Ist uns nicht zu morden
 
denn zu viel verlangt?
 

 
Der Jäger kommt näher,
 
er kennt keine Gnade.
 
Falls doch jemand zuhört:
 
Merk Dir was ich sage!
 

 
Vielleicht bist Du anders
 
und hast auch ein Herz,
 
kannst seh‘n unser Leiden
 
und spür‘n unsern Schmerz.
 

 
Vielleicht magst Du Tiere
 
und bist gern bereit,
 
die Schwachen zu schützen
 
vor sinnlosem Leid.
 

 
Als Mensch hast Du Einfluss,
 
denk immer daran.
 
Du kannst doch so vieles,
 
das ich nicht tun kann.
 

 
Hat meine Geschichte
 
Dich traurig gemacht?
 
So hör‘ meine Bitte
 
und gebe gut acht:
 

 
Bist Du meine Stimme,
 
wenn ich nicht mehr bin?
 
Dann hatte mein Sterben
 
doch noch einen Sinn…
 

 

(Daniel Peller)

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